Wir Kriegsenkel

Innerhalb Deutschlands schauen wir auf bald 80 Jahre Frieden.

Doch haben die Schrecken des 2. Weltkrieges Spuren hinterlassen bei der Kriegskindergeneration und darüber hinaus bei den Folgegenerationen der Kinder der Kriegskinder, den Kriegsenkeln. Kriege wie der gegenwertige Urkaine Krieg aktualisieren diese Problematik. Die generationsübergreifende Wirkung unserer kriegsbelasteten Eltern und Großeltern für uns selbst und unsere Kinder sowie deren Möglichkeiten zur Auflösung wird in den folgenden Angeboten verdeutlicht.

Generationsübergreifende Therapie

Seelische und körperliche Beschwerden der Kriegsenkel können in Bezug zu den kriegsbedingten unbewältigten Traumata und Lebensthemen der Eltern und Großeltern stehen. Im Rahmen der Generationsübergreifenden Therapie geht es mir um das Bewusstwerden der generationsübergreifenden Wirkungsweise und deren Auflösung.
Was ist eine generationsübergreifende Traumatisierung?

Die generationsübergreifende Traumatisierung, auch transgenerationale Traumatisierung genannt, besagt, dass viele unserer seelischen und körperlichen Symptome nicht nur in unserer eigenen Persönlichkeit und Biografie begründet sind, sondern dass sie auch ihren Ursprung in den unverarbeiteten Lebensthemen und Traumata unserer Mütter und Väter und Großmütter und Großväter und anderen haben können. Wir können uns also schlecht fühlen, weil unverarbeitete Lebensthemen und Traumata unserer Vorfahren unsere heutigen Verhaltensweisen und unsere Gesundheit beeinflussen. Generationsübergreifende Traumata können sich dann ähnlich wie bei persönlich erfahrenen Traumata als Ängste, Depressionen, Selbstwertprobleme, Bindungsschwierigkeiten, Übererregung, Schlafstörungen, Alpträume, Erschöpfung, Schmerzerkrankungen, chronische Störungen und als andere Symptome äußern.
Wir können uns die Symptome der Generationsübergreifenden Traumata als Sekundärtraumatisierung bei den Nachkommen vorstellen, entstanden durch unverarbeitete Primärtraumatisierungen der Vorfahren. Die Symptome der Primärtraumatisierung unterscheiden sich meiner Erfahrung nach in der Intensität von den Symptomen der Sekundärtraumatisierung. Wenden wir uns kurz der vergangenen deutschen Geschichte zu, so haben die meisten unserer Vorfahren den 1. und 2. Weltkrieg, den Holocaust, den Kalten Krieg, ein geteiltes Deutschland erlebt. Wie wir uns vorstellen können sind Kriege eine der größten seelischen Belastungen für die Menschen. Kriege sind immer mit langandauernder Not und existentieller Bedrohung verbunden. Um zu überleben, verdrängen die Menschen ihre Gefühle und funktionieren. So wird geschätzt, dass der 2.Weltkrieg in Deutschland mindestens 20 Millionen Menschen mit einem direkten Traumaerleben hinterließ.Dazu gehören auch die Kriegskinder, die Jahrgänge von 1930 bis 1945. Sie haben Hunger, Flucht, Bombardierungen, Tod von Angehörigen, grausame Erziehungsmethoden, Ängste der Eltern erlebt, waren Zeuge von Vergewaltigungen und Brutalität. Erst 60 Jahre nach dem Kriegsende wurde auf die Problematik der Kriegskinder geschaut. 2005 trafen sich 600 Zeitzeugen in Frankfurt zu dem Kriegskinderkongress. Seitdem gibt es die Generationsbezeichnung Kriegskinder. Zu ihnen gehören ca.14 Millionen Menschen, die in der Kindheit schreckliches erlebt haben, aber gar nicht wissen, dass sie kriegstraumatisiert sind. Es wird geschätzt, dass ca. die Hälfte der Kriegskinder einmalig oder auch mehrmalig traumatisiert wurden. Viele der Kriegskinder, die heute über 70 Jahre alt sind, können unter einer Posttraumatischen Belastungsstörung leiden.

Eine Posttraumatische Belastungsstörung ist eine anhaltende Stressreaktion auf traumatische Erfahrungen, die z.B. die Kriegskinder in ihrer Kindheit gemacht haben und die sich erst viele Jahre später bei den Betroffenen zeigen kann. Dazu gehören traumatische Symptome wie Angstzustände, Panikattacken, Schlaflosigkeit, Depressionen, Schreckhaftigkeit, Süchte, und körperliche Beschwerden. Durch die junge Traumaforschung in den 80ziger Jahren sind langfristige Folgen überfordernder seelischer Belastungen erst ins Bewusstsein gekommen. Das gilt insbesondere für traumatische Erfahrungen, die in der Kindheit und Jugend gemacht werden, in der die Seele und der Organismus besonders verletzlich sind. Wir dürfen uns also bewusst machen, dass das Erbe des Krieges, die seelischen Kriegswunden weiter wirken, in den Kriegskindern, den heute über 70jährigen, generationsübergreifend bei den Nachkriegskindern und den Kindern der Kriegskinder, den Kriegsenkeln (Jhg 55-75 ) und darüber hinaus bis heute. Die Langzeitwirkungen des 1. und 2. Weltkrieges in Deutschland dürfen wir als eine kollektive Problematik verstehen lernen. Uns nachfolgende Generationen belastet das unverarbeitete Leid und die unverarbeitete Schuld unserer Mütter und Väter, unserer Großmütter und Großväter und anderer. Gerade das Unausgesprochene wirkt weiter und wird wiederholt. Aus familiensystemischer Sicht erfahren wir uns immer in einer Wechselbeziehung zu unseren Vorfahren und Nachkommen. Der Familiensystemische Ansatz ist immer generationsübergreifend. Dass trotz fehlender eigener Erlebnisse nachfolgende Generationen Traumasymptome zeigen können, belegen genetische, epigenetische und neurophysiologische Forschungsergebnisse aus den vergangenen Jahren. Die amerikanische Traumaforscherin und Neurowissenschaftlerin Rahel Yehuda spricht von einer Weitergabe von Traumata an 80% der Kinder, wenn beide Elternteile traumatisiert sind. Nach dem 2.Weltkrieg wurden traumatische Gefühle, das Leid und die Schuld kollektiv verdrängt. Man wollte nach vorne schauen, nie wieder hungern, nie wieder im Elend leben. Die kollektive generationsübergreifende Traumaweitergabe für die Nachkommen wird auf diesem Hintergrund verständlich. Heute leben wir Deutsche über Jahrzehnte in Frieden und haben darüber hinaus vielerlei Möglichkeiten, Traumata zu heilen, zu transformieren, was uns und unsere Nachkommen entlastet. Therapeutisch unterstütze ich meine Klienten/ innen zum einen darin, sich ihrer verschiedenen Generationsübergreifenden Traumata bewusst zu werden und zum anderen durch eine besondere Art der Zurückgabe dieser sekundären Traumata an die jeweiligen Vorfahren. Dieser Prozess schafft Entlastung, verändert Angst- und Paniksymptome, Depressionen, Selbstwertprobleme, Gefühle von Wut und Hilflosigkeit, Überforderung und andere Symptome. Es entsteht ein heilsamer Raum für Neues.

Vortrag: Wir Kriegsenkel - Was weiter wirkt
Generationsübergreifende Traumata und lösende Kräfte

Innerhalb des Vortrages wird die Wirkungsweise generationsübergreifender Traumata aus familiensystemischer Sicht und deren Möglichkeiten zur Verarbeitung und Auflösung veranschaulicht. Familiensystemisch betrachtet sind wir alle Teil einer Familienseele, der Seele, die Generationen umfasst, in der jeder unbewusst das Schicksal des anderen kennt und als seelisches Erbe in sich trägt. Unverarbeitete Lebensthemen, lang vergessene Traumata, die Generationen zurückliegen, können unsere heutigen Verhaltensweisen und unsere Gesundheit beeinflussen. So stehen viele seelische und körperliche Beschwerden der Kriegsenkel – Kinder der Kriegskinder – wie Minderwertigkeitsgefühle, Ängste, Depressionen, Bindungsprobleme, Autoaggressionen, Gewalt, Traumata, Süchte, Erkrankungen in Bezug zu den kriegsbedingten Traumata der Eltern und Großeltern. Aber natürlich sind wir auch mit den Stärken, Talenten und Lebensweisheiten unserer Vorfahren verbunden. Begeben wir uns auf die Spuren unserer Familiengeschichte, so ergeben sich neue Sichtweisen und Perspektiven für uns selbst.

Workshops und Gesprächsrunde

  • Meine Großmutter, meine Mutter und ich – Was weiter wirkt: Auf besondere Weise sind wir mit unseren Müttern und Großmüttern verbunden. Innerhalb des Workshops öffnen wir uns den Lebensgeschichten unserer weiblichen Vorfahren und begreifen deren Wirkung in uns selbst.
  • Mein Großvater, mein Vater und ich – Was weiter wirkt: Auf besondere Weise sind wir mit unseren Vätern und Großvätern verbunden. Innerhalb des Workshops öffnen wir uns den Lebensgeschichten unserer männlichen Vorfahren und begreifen deren Wirkung in uns selbst.
  • Ich und meine Kinder – Was von mir in meinen Kindern weiter wirkt: Viele unserer Themen wirken in unseren Kindern fort. Innerhalb des Workshops schauen wir auf das, was von uns in unseren Kindern weiter wirkt und suchen nach heilsamen Lösungen.
  • Meine Mutter, ich, und mein Kind – Was weiter wirkt
  • Mein Vater, ich und mein Kind – Was weiter wirkt
  • Beziehungsprobleme und Bindungsängste – Was weiter wirkt: Innerhalb des Workshops begreifen wir die generationsübergreifende Wirkung von Bindungsängsten unserer Vorfahren für uns selbst und schauen nach Möglichkeiten der Lösung.
  • Getrieben, ungeborgen, im Mangel sein: Generationsübergreifende BelastungenInnerhalb des Workshops wenden wir uns diesen generationsübergreifenden Belastungen zu und schauen nach Möglichkeiten der Lösung.
  • Familiäres Erbe – Gesprächsrunde: In vier Gesprächsrunden werden wir aus der Biografie unserer Mütter und deren Mütter und Väter erzählen. Gemeinsam begeben wir uns auf die Suche nach dem Erbe unserer mütterlichen Linie in uns selbst und deren Auflösung.



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